Die Bruchstraße in Braunschweig 

Prostitution in Fachwerkhäusern

Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts wurde in Braunschweig schon mehr oder weniger öffentlich Prostitution betrieben. So gab es auf der östlichen Straßenseite der Echternstraße direkt an der Stadtmauer und damit weit abseits der Märkte und Handelshäuser fünf einschlägige Häuser, unter anderem das damals so genannte „Rote Kloster“. Hier wohnte auch der Braunschweiger Henker, der zum Schutz der Damen bezahlt wurde. Außerdem gab es in der Mauernstraße das „Fruwenhus“, das einen ähnlichen Zweck erfüllte. Es ist nicht bekannt, wann und warum diese Bordelle verschwanden.

Zu dieser Zeit wurde das von den verzweigten Okerarmen umschlossene Sumpfland, der Bruch, durch Entwässern und Aufschütten befestigt und es entstand eine durch drei Brücken erreichbare ziemlich verwinkelte unübersichtliche Siedlung. Eine dieser Straßen wurde, weil direkt am Okerarm gelegen, Wasserseite genannt.

Durch die Unübersichtlichkeit war hier der ideale Unterschlupf für Straftäter und anderwertig Verfolgte, auch die Huren ließen sich hier nieder und es entstanden verrufene „Winkelkneipen“.

Trotz eines Verbotes im Jahre 1594 vom Rat der Stadt, im Bruch einen Ausschank zu betreiben und dem Gesetz was jegliche Unzucht unter Strafe stellt, gab es weiterhin heimliche Bordelle, hauptsächlich auf der Wasserseite.

Nach dem Einmarsch der französischen Besatzungsmächte 1806 in Braunschweig erhöhten sich bei den Soldaten die Geschlechtskrankheiten. Um dieses und die damit verbundene Untauglichkeit zu vermeiden, wurde die ärztliche Versorgung der Huren durch eine Art Krankenkasse von der Kommandantur sichergestellt, somit gab es hier eine offiziell geförderte Prostitution.

Nach der Zuschüttung des Okerarmes an der mit schlechtem Ruf behafteten Wasserseite wurde diese 1858 umbenannt in Bruchstraße und die neu entstandene Straße auf dem Okerarm ist jetzt die Friedrich-Wilhelm-Straße.

Heute stehen auf der von schweren Metall-Toren abgesperrten kopfsteinbepflasterten Bruchstraße noch 33 vom Bombenangriff verschonte Fachwerkhäuser in denen immer noch überwachte Prostitution ausgeführt wird. Ungefähr in der Mitte befindet sich ein kleines Lokal mit dem Namen Bratröhre, in dem es nur Flaschenbier gibt.
Buchtipps:

Die Bruchstraße, Tradizionsinsel im Abseits von WGülzow und W.Schnitzer

Bericht und Fotos: M. Panitzek www.verstecktes.de