Die Braunschweiger Landwehr

1376 beschloss der Rat der freien Hansestadt Braunschweig, das Braunschweiger umland mit seinen Feldern und Viehweiden durch die Erstellung einer äußeren Verteidigungslinie vor feindlichen übergriffen zu schützen. Man gab dem Projekt den Namen „Braunschweiger Landwehr“

Somit wurde bei Ölper, damals noch Olbere, mit dem Bau von steilen Erdwällen begonnen, zwei, manchmal drei parallel, die von tiefen Gräben eingefasst waren. Die Wälle wurden mit dichtem Buschwerk und Bäumen bepflanzt, stellenweise wurden auch Planken und Mauerwerk errichtet. Dadurch war das Überwinden durch Feinde fast unmöglich. Auch gab es sogenannte Landwehrreiter die regelmässig nach eventuellen Schäden oder Durchbrüchen suchten.

Dort wo die Celler Heerstraße die Landwehr durchschnitt wurde ein Wart-Turm gebaut, der Ölper Turm. Daraufhin wurde der Weiterbau erst einmal gestoppt.

Erst 8 Jahre später, am 7. Juli 1384, ließ Herzog Friedrich (1373-1400) die Landwehr weiterbauen, auf Drängen des damaligen Bürgermeisters Ludolf von Ingeleben. 32 Jahre dauerte es und 1416 war das zu dieser Zeit bewundernswürdige Bauwerk mit insgesamt 7 Wart-Türmen und Bergfrieden beendet. Natürliche Wasserläufe wurden Streckenweise mit einbezogen, der Augraben bei Broitzem, Wabe, Riede und Schunter zwischen Helmstedter Strasse und Rühme, außerdem noch die Oker vom Münzberg bis Ölper und bei Melverode. Auch Erhebungen erfüllten diesen Zweck, wie der Münzberg und der Schwarze Berg.

Die Wachtürme hatten die Aufgabe die Handelsstraßen, die nach Braunschweig führten zu sichern. In jedem Turm lebte ein besoldeter Wärter, der die passierenden Reisenden kontrollierte. Bei Gefahr sicherte er die Straße durch mehrere dicke Schlagbäume um somit den feindlichen Vormarsch wenigstens etwas zu verzögern. Außerdem gab er Licht- oder Hornsignale vom Turm aus zu den Kirchen St.Martini oder St.Katharinen, die daraufhin sofort Alarm läuteten und dadurch die Stadttore sichern ließen.

Die Namen und Standorte der einzelnen Türme:

1. Der Rüninger Turm an der Frankfurter Strasse.

2. Der Weiler Raffturm an der Peiner Strasse und damit vor dem Ort Lehndorf.

3. Der bereits erwähnte Ölper Turm kurz hinter Olbere, das spätere Ölper.

4. Der Wendenturm in Rühme an der Hamburger Strasse.

5. Der Bergfried Rothenburg bei Broitzem.

6. Der Gliesmaroder Turm an der Berliner Strasse und dem Gleichnamigen Ort Gliesmarode.

7. Der Schöppenstedter Turm an der Helmstedter Strasse aber weit vor vom gleichnamigen Ort Schöppenstedt.

Alle sieben Türme waren regelmäßig Ziele von Massiven feindlichen Angriffen und wurden des öfteren völlig zerstört.

Herzog August Wilhelm ließ Anfang des 18 Jahrhunderts aus Furcht vor kriegerischen Auseinandersetzungen  die Gesamte Landwehr, die in den letzten vierhundert Jahren doch stark gelitten hat, wieder instandsetzen und die Gräben noch mehr vertiefen. Des weiteren bekamen die jetzt noch massiver gebauten Türme jeweils ein Wohnhaus und eine Wirtschaft. Die Reisenden konnten hier eine Rast einlegen, bevor Sie nach ihrem meist recht beschwerlichen Weg weiterzogen nach Braunschweig.

Seit 1777 haben sämtliche Türme ihre eigentliche Bestimmung verloren, gingen nach und nach in Privateigentum über und dienten nur noch als Gastwirtschaft. Am 9.März 1802 gab der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand dann den Befehl zum Abbruch sämtlicher Wehranlagen, was sich im Jahre 1809 beim Angriff der französischen Truppen beinahe als verhängnisvoller Fehler erwies. Doch es gab ja noch den Schwarzen Herzog (Friedrich Wilhelm zu Braunschweig, Lüneburg, Öls), der rechtzeitig vor Ort war. Aber das ist eine andere Geschichte.

Außer am Rüninger Turm sind noch heute an den Standorten der Türme Gastwirtschaften mit dem Namen des dazugehörigen Wart-Turms zu finden. Auch Reste der Landwehr sind zum Teil noch sehr gut erhalten. Leider wird nicht sehr viel dazu beigetragen diese Kulturdenkmäler zu schützen.
Bericht und Fotos: M. Panitzek www.verstecktes.de